Workshop 4 | DGEKW-Kongress goes YouTube – Neue Formate der Fachvermittlung. Werkstatt der kulturwissenschaftlichen Filmreihe „überalltag“
Workshopleitung: Inga Wilke M. A. (Freiburg), Nikola Nölle M. A. (Würzburg)
Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft e. V. ist das zentrale Forum für die Vernetzung und den inhaltlichen Austausch im Fach. Die hochgradig gesellschaftsrelevanten Analysen, die im Fachkontext geleistet werden, können hier präsentiert und diskutiert werden. Der Kongress bildet dabei ein fachliches Forum – darüber hinaus benötigt die Empirische Kulturwissenschaft das Engagement von Wissenschaftler*innen und Lehrformate wie Studienprojekte, um ihre Ergebnisse auch einem breiteren Publikum zu vermitteln.
Forschungserkenntnisse nachvollziehbar und transparent nach außen zu kommunizieren, erhöht nicht nur die Sichtbarkeit des Fachs, sondern betont auch die Relevanz von kulturwissenschaftlichem Wissen für gesell- schaftliche Problemstellungen. In einer sich immer stärker ausdifferenzierenden Wissens- und Mediengesellschaft braucht es – so unsere These – für die Zukunft noch mehr und vor allem strategisch sinnvolles Engagement in der empirisch kulturwissenschaftlichen Wissenschaftskommunikation. Gerade auch in Zeiten zunehmender Fake News und Wissenschaftsskepsis wird diese immer dringlicher. Doch wie können komplexe Forschungsergebnisse einer bestimmten Zielgruppe verständlich vermittelt werden? Welche medialen Kanäle lassen sich in welchem Fall gewinnbringend nutzen, welche Formate, Bilder und Sprache eignen sich jeweils? Und auf welche Weise lassen sich Ansätze der Wissenschaftskommunikation nachhaltig in die Lehre implementieren, um so Studierenden sowohl eine fachliche Identität als auch berufspraktische Kompetenzen mitzugeben?
Die kulturwissenschaftliche Filmreihe „überalltag. kultur erklärt“ nimmt sich diesen Fragen an und will damit die Möglichkeit etablieren, Wissenschaftskommunikation und Wissenstransfer zu lehren und anzuwenden. „überalltag“ ist das Ergebnis eines kollaborativen Lehrprojekts zwischen dem Lehrstuhl für Europäische Ethnologie Würzburg und dem Institut für Kulturanthropologie Freiburg. Studierende lernen hierbei an zwei Standorten und im gemeinsamen Austausch, Kulturwissen und gesellschaftliche Problemlagen zu verknüpfen und dies in Form von kurzen Filmen zu vermitteln. Die Ergebnisse des Projekts werden ab Mitte Juni 2023 auf YouTube veröffentlicht. Die Filme kommunizieren Fachinhalte an Schüler*innen der Oberstufe, finden hierfür passende Fragestellungen genauso wie Übersetzungsmöglichkeiten in filmische Mittel und zielgruppenspezifische Erzählungen.
Nikola Nölle (Würzburg) und Inga Wilke (Freiburg), die das Lehrprojekt an den beiden Standorten durchführen, möchten mit einer Filmwerkstatt als innovatives Kongressformat den Wissenstransfer zwischen Kongress und Öffentlichkeit in den Fokus nehmen. Dabei sollen grundsätzliche Fragen der Wissenschaftskommunikation adressiert werden, die noch während des Kongresses in die praktische Umsetzung überführt werden: Einen kurzen Film über den Kongress, der in der Reihe „überalltag“ auf YouTube veröffentlicht wird. Aus der Verknüpfung von Kongressthema und Fokus der Filmreihe ergeben sich die Leitfragen für die Werkstatt: Wie lässt sich Alltag als zentrale kulturwissenschaftliche Perspektive im Film darstellen? Welche Anknüpfungspunkte an die Fachdefinitionen des Alltäglichen sind für Schüler*innen – und für YouTube – interessant?
Die Werkstatt ist zunächst als experimentelle Lerneinheit angelegt. In einem dreistündigen Workshop entwickeln die Teilnehmenden gemeinsam in drei Einheiten ein Konzept für den Film: 1) Erfahrungsaustausch, 2) Input und Diskussion sowie 3) die Erarbeitung eines Drehplans. Auf den Workshop folgt die praktische Umsetzung mit Hilfe zweier Filmschaffender (Kamera und Schnitt) in einem offenen Arbeitsbereich, der für die restliche Zeit des Kongresses geöffnet bleibt und Einblicke in den Entstehungsprozess des Films gibt. Die Werkstatt richtet sich insbesondere an Lehrende und bietet ihnen mit der Teilnahme die Möglichkeit, anhand unterschiedlicher Produktionsphasen eines Films zu erproben, wie kulturwissenschaftliche Wissenschaftskommunikation in Lehrformaten aufbereitet und realisiert werden kann.
Mit der Werkstatt werden zwei Ziele verfolgt: Erstens lernen die Teilnehmenden das didaktische und filmische Konzept von „überalltag“ kennen und umzusetzen, das sich exemplarisch den fachlichen Auseinandersetzungen des 44. DGEKW-Kongresses zum Thema Alltag annimmt. Zweitens können alle Interessierten in Co-Autorschaft an der Produktion eines kulturwissenschaftlichen Erklärvideos mitwirken, sich in einem kollegialen Rahmen über Fragen der Wissenschaftskommunikation austauschen und sich über die bereits im Fach existierenden Vorhaben in diesem Feld miteinander vernetzen.
Die Werkstatt ist nach dem Workshop bis 7. Oktober in Raum 5.239 (EF 50) für alle interessierten Kongressteilnehmer*innen geöffnet.